6 Wochen Arbeit lagen vor uns bis der IFA-W 50 zum Reisemobil umgebaut war.
Nach der allabendlichen Arbeit gab es auch mal was leckeres zu trinken.
Major Rönnicke a.D. von der Punkt Werbung aus Eggesin übernahm die Beschriftung den W 50.Kurz vor Reisebeginn wurde schon mal richtig Proviant an Bord genommen.
Am 20.04.2007 um 16.00 Uhr war es nun endlich soweit, unsere Abenteuerfahrt
mit dem W 50 LA aus dem Hause IFA beginnt.
Wir, das sind Ulrich Duckwitz aus Pasewalk ,vom gleichnamigen Autohaus Ford/Peugeot,
Guido Bleek aus Pasewalk, Udo Jeschke aus Blumenhagen und Hans Peter Killus
aus Neubrandenburg.
Vor dem Start zu unserer Reise gab es in der Blumenstraße eine Verabschiedung.
Es kamen Freunde und Verwandte.
Also um 16.00 Uhr hiss es dann ,,Aufsetzen und Motor anlassen“, Uli schwang
sich hinters Lenkrad, ich die Kamera auf dem Beifahrersitz und der Rest der
Besatzung war hinten im Koffer.
Vor uns lagen geplante 6560 km.
Nach dem Grenzübertritt zu Polen sollte es dann noch mindestens bis Bydgoszcz
und am nächsten Tag bis nach L`vov in der Ukraine gehen. Die Fernstraßen
in Polen sind in den letzten Jahren gut ausgebaut worden.
An der Grenze gegen 18.30 Uhr angekommen suchten wir dann unsere Papiere zusammen
und reihten uns dann mit unserem IFA auf polnischer Abfertigungsseite in die
PKW-Spur mit ein.
An den Sonnenblenden im Fahrzeug hatten wir in englischer und in russischer
Sprache gut sichtbar je ein Schild mit der Aufschrift „Tourist“
angebracht. Die polnischen Beamten ließen nicht lange auf sich warten
und kamen uns schon entgegen, da sie uns doch als LKW einstufen wollten.
Wir erläuterten freundlich unseren ,durch Punkt Werbung Eggesin auf den
Fahrzeug aufgedruckten Streckenverlauf mit Reisezielen, Reisezeit und Kilometerangaben
und auch zeigten wir unseren Innenausbau des ehemaligen Werkstattkoffers. Sie
waren begeistert und mit zwei Schachteln Zigaretten waren wir dann ein Wohnmobil
in der PKW-Spur.
Übrigens ist das auch nicht so verkehrt da der IFA als Sonder - KFZ zugelassen
ist und es auch so in der Zulassung eingetragen ist, also „k e i n LKW“.
Auf ukrainischer Seite erläuterten wir (so gut wir es in russisch und englisch
konnten) einer Grenzbeamtin dann auch unser Fahrzeug und das Reisevorhaben und
mit einem Lächeln im Gesicht verabschiedete sie sich von uns in ukrainisch
und deutsch nicht auf russisch. Nachdem dann noch ein kleiner Zollhund den Wagen
von oben bis unten nach Drogen abschnüffelte, wünschte man uns eine
gute Reise.
20.30 Uhr nun hatten wir sie überschritten die Grenze zum ehemaligen großen
Bruder Sowjetunion und der heutigen Republik Ukraine. Dann im nächsten
Ort gleich Polizeikontrolle. Sichtung alle Papiere und W 50 einschl. Kofferausbau
und dann Weiterfahrt bis L`vov.
Am 20.April gestartet und 1 Tag später schon in der Ukraine in Lwow. Früher Lemberg
Nach der Grenze mussten wir uns auf schlechtere Straßen und einer sehr
spärlichen Beschilderung einstellen. Abends feierten wir dann in L`vov
noch bei Bier und Wodka in einer Kellerbar unsere Ankunft in der Ukraine.
Am nächsten Vormittag unternahmen wir dann noch eine kleine Stadtrundfahrt
durch das 750 Jahre alte L`vov (Lemberg). Es ging zum 1903 erbauten historischen
Bahnhofsgebäude und zu einen Ehrenmahl für die im 2. Weltkrieg gefallenen
Soldaten der Roten Armee.
In L`vov waren die Straßen teilweise sehr schlecht, einmal fehlte sogar
ein Ggullideckel mitten auf der Straße. Die Ausfahrt aus der Stadt führten
wir nach bewährter Methode durch. Orientierung nach dem Stand der Sonne.
Das nächste große Ziel sollte dann in zwei Tagen Odessa am Schwarzen
Meer sein. Die Straßenverhältnisse Richtung Odessa waren schlecht,
bis sehr schlecht und auch wieder gut bis sehr gut. Auf den Straßen kamen
uns zu den bekannten Fahrzeugtypen des Westens auch noch die gesamte Produktionspalette
aus vergangener Zeit entgegen. LADA, Moskwitsch, Saberosz, Wolga, Uaz, Sil,
Kamas, Mas, Kras wenige Ural und noch viele Ikarus Busse.
Es muss sich doch die alte Technik für die örtlichen Verhältnisse
bewährt haben.
Ein obligatorisches Gruppenfoto am überdimensionalen Ortseingangsschild von Odessa.
Unterwegs waren auch hier wieder sehr viele Polizeikontrollen. Wir wurden jedoch
bis Odessa nur zweimal angehalten und einmal fragte der Beamte nach ein paar
Grivna. Uli gab ihm einen Zehner und alle waren glücklich. Das waren umgerechnet
1,50 EUR für eine freundliche Kontrolle ohne weitere Probleme.
In Odessa gab es am überdimensionalen großen Ortseingangsschild erst
einmal einen Fotohalt, als spätern Beleg das wir mit dem IFA W50 auch dort
waren. Der Verkehr war hier am Montag sehr dicht und wir fuhren auch hier erst
einmal direkt in das Zentrum. Viel Verkehr, viel Abgase und auch hier wieder
schon wie in L`vov ein Fahrverbot für LKW in der Innenstadt. Aber wir waren
ja „kein LKW“. Die Fahrweise in den Städten ist in keiner Weise
mit der bei uns zu vergleichen. Hier muss sich jeder sein Recht fordern oder
erkämpfen. Oftmals geht die auch nach Größe des Wagens und nach
PS. Einen relativ guten Parkplatz fanden wir ca. 4 km außerhalb der Stadt
direkt am Schwarzen Meer. Hier genossen wir dann bei mehreren kühlen Bierchen
den strahlenden Sonnenschein und den freien Blick aufs Meer von einer Strandbar
aus.
Odessa ist heute eine kreisfreie Stadt und hat ca. 1 Million Einwohner.
Am Abend besuchten wir dann das Alte Zentrum , die historische Potemkinsche
Treppe und den Hafen. Nach dem Restaurantbesuch in der Altstadt wurde die Rückfahrt
zum IFA W50 mit einem Taxi organisiert. Es war ein Wolga M24.
Die Spitzengeschwindigkeit des Fahrers in der Innenstadt waren sage und schreibe
95 km/h und wir waren nicht die schnellsten.
Am nächsten Morgen mussten wir feststellen, das der gesonderte Batteriesatz für den Kofferaufbau komplett leer war. So kam erstmalig (und auch letztmalig) unser Notstromaggregat zum Einsatz. Bei bestem Wetter erreichten wir am Nachmittag dann die schmale Landpassage mit der Auffahrtstrasse zur Krim.
Hier war wieder ein großer stationärer Polizeikontrollposten. Es
wurden fast alle angehalten, außer wir mit unsrem IFA W50.
Auf der Krim präsentierte sich zu unserer Überraschung die Landschaft
nur als flaches Land. Die Berge auf der Krim fingen erst so richtig hinter Sewastopol
an.
Jalta lag eingebettet in einem Tal der noch schneebedeckten Berge. Landschaftlich war es hier eine sehr schöne Gegend. Die hohen Berge reichten direkt bis an die Küste heran. Unseren IFA W50 parkten wir in Jalta (auch hier in der Stadt LKW Verbot) nur ca. 50 m von der Flaniermeile.
Im Kur- und Erholungsort Jalta besuchten wir den Liwadija - Palast in dem die Jaltakonferenz stattfand und das Schlösschen „Schwalbennest“
Ein Leninmonument im Zentrum. Hier kann man mit der Vergangenheit noch gut umgehen.Das Schwalbennest. Im Schlösschen war ein italienisches Restaurant untergebracht.
Am berühmten Livadia-Palast in dem die Jaltakonferenz der Siegermächte stattfand......Uli etwas erkältet.
Die Fahrt im Krimgebirge zur russischen Grenze nach Kerc war für unseren
IFA W50 mit seine nur 125 PS dann doch etwas beschwerlich. Wir mussten Steigungen
und Gefällestrecken von bis zu 12% bewältigen.
Steigungen bis zu 12% mußten bezwungen werden......................Die Krimberge waren auf den Gipfeln im April noch mit Schnee bedeckt.
In der Stunde waren da mal gerade 25 km drin. Der Ort Kerc liegt an der Meerenge zwischen dem Schwarzen und dem Asowschen Meer. Die Überfahrt nach Russland mit der Autofähre dauerte rund 40 min.
Kurz vor der Fähre und der Grenze nach Russland............ An der Grenze angekommen mussten wir dann erst mal alle Papiere klarmachen.
In Russland angekommen peilten wir nach der ersten Nacht hier unser nächstes großen Ziel an. Es sollte das ehemalige Stalingrad sein.
Nach der Ankunft in Russland ging es dann weiter in Richtung Krasnodar.........Richtung Rostov
Kleine Übung, einseitig abgefahrener rechter Vorderreifen, Überprüfung der Lenkung..Die Spur am W 50 stimmte nicht und musste nachgestellt werden.
Wolga, Lada und Kamas gehören hier in Russland noch zum täglichen Straßenbild......Für uns immer weiter Richtung Rostov am Don
Vor uns lagen rund 1050 km. Auf dem Weg dorthin durchquerten wir noch die Millionenmetropole
Rostov am Don. Je weiter wir Richtung Osten fuhren je weniger wurde auch der
Verkehr auf den Straßen. Die Landschaft zeichnete sich hautsächlich
durch flaches weites Land aus. Mit weitem Blick reichten die riesigen Felder
zum Horizont. Auch die Strassen gingen gerade aus bis sie in der Ferne mit dem
Himmel zusammenstießen. Hier ist eben alles um ein vielfaches größer
als bei uns.
Gut zu erkennen das überdimensionale „Ortseingangsschild“ von Rostov am Don... Einen Stadtplan für Rostov gab es auch an der Tankstelle nicht.
Rund 40 km vor Stalingrad trafen wir Angela und Timon aus der Schweiz. Sie waren bereits 3 Monate mit dem Fahrrad unterwegs und wollten noch bis in die Mongolei. Für uns der helle Wahnsinn, mit dem Fahrrad!!!! Heute wissen wir das Ihre Reise in Kasachstan durch einen Unfall mit einem LKW beendet wurde. Die beiden sind inzwischen wieder wohl auf.
Wir waren stolz das wir es gemeinsam bis hier her mit der alten NVA-Technik geschafft hatten.Stalingrad (Wolgograd).
Rund 37 km von Stalingrad im Ort Rossoschka suchten wir einen russischen und deutschen Soldatenfriedhof auf. Das deutsche Gräberfeld wurde bereits 1942/43 angelegt. Der Ausbau der Anlage begann in den neunziger Jahren. Auf dem gesamten Areal sind bereits 37000 Menschen bestattet. Nach Abschluss der Umbettungsarbeiten sollen hier einmal 50000 Tote der Schlacht um Stalingrad ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.
Hier in Rossoschka waren Frauen und Männer mit Grabungen und der Gräberpflege beschäftigt. Unter ihnen ein ehemaliger Offizier der Nordflotte und ein ehemaliger Soldat der CA. Er diente 1984 in Halle an der Saale. Bei Suppe und Wodka viel die Verständigung dann auch nicht mehr so schwer.
Eine weitere Gedenkstätte die wir aufsuchten war der Mamajewhügel
mit seiner 82 m hohen Statur. Das Denkmal der Mutter Heimat wurde zu Ehren der
ca. 1 Mio Gefallenen in der Schlacht um Stalingrad errichtet.
Auch bei uns hat der Besuch dieser Gedenkstätte und des Soldatenfriedhofes
einen tiefen Eindruck hinterlassen, der für lange eingeprägt bleibt.
Am späten Nachmittag dann auf einem Parkplatz direkt an der Wolga führten
wir unter reger Anwesenheit von vielen Zuschauern eine kleine Durchsicht am
IFA durch. Es wurden unter fachlicher Anleitung unseres KFZ - Meisters die Bremsen
aller Räder komplett nachgestellt. Somit war der IFA W50 dann bereit für
die ca. 1100 km bis Moskau. Auf dem Weg dorthin gab es nur einmal Probleme mit
der Lichtmaschine. Diese wurde dann auf einem Parkplatz ausgewechselt (hatten
wir als Reserve mit).
In Moskau kamen wir an einem späten Nachmittag an. Auch hier LKW – Verbot in der Innenstadt und Uli fuhr mit uns erst einmal bis zum Roten Platz heran und kein Milizionär hielt uns an (oder auf!!!). Einen Parkplatz für die nächsten 2 Tage fanden wir direkt an der Moskwa nur 500 m vom Kremel entfernt.
Das Zentrum um den Kremel ist bei Nacht einfach traumhaft ausgeleuchtet und angestrahlt. Während wir am nächsten Tag im GUM, dem Kremel und einer großen Fußgängerzone mit vielen Händlern unterwegs waren mussten wir auch hier feststellen des die Schwelle zwischen reich und arm sehr dicht bei einander liegt. Das GUM selbst hat seinen Scharm als Kaufhaus für jedermann längst verloren. Heute gibt es hier nur noch Luxuswaren die sich nur die wenigsten Russen leisten können.
Unsere Heimfahrt gestaltete sich problemlos. Vor der russischen Grenze hatten
wir dann sogar noch einmal Schneetreiben bei 0 Grad. Die russischen Grenzbeamten
an der Grenze zu Litauen waren uns gegenüber freundlich und auch wieder
hilfsbereit beim ausfüllen der Zolldokumente. Die russische Zollkontrolle
durch den Zöllner wurde abrupt beendet als er beim durchsuchen des W50
meine dominikanische Zigarrenkiste fand und er sich 3 Stück als Präsent
rausnehmen durfte. Alle weiteren Kontrollen zu Litauen, Polen und Deutschland
gingen problemlos nur mit dem vorzeigen des Reisepass.
Kurz hinter der polnischen Grenze bei Goldap wurden wir vom polnischen BGS mit
Landrover Blaulicht und Sirene gestoppt. Von den beiden Beamten wurden alle
Papiere überprüft. Freundlich erzählten sie uns dann, das wir
hier nur 500 m weit von der russischen Grenze zu Kaliningrad entfernt seien.
Die Stecke von Russland zurück führte uns dann insgesamt über
Danzig, der Halbinsel Hel und Kolberg zurück nach Pasewalk.
Zum Empfang in der Blumenstraße hatten sich dann alle Verwandten und
Bekannten mit Sekt versammelt. Es gab Jubel und Beifall für die Heimkehrer.
Aus unseren geplanten 6560 km sind dann doch 7390 km geworden.
Und der IFA hat durchgehalten.
Abschließend können wir sagen das wir auf unsere Reise keine schlechten Erfahrungen mit den Leuten, den Grenzern, den Zöllnern und auch nicht mit der Polizei gemacht haben. Alle schlechten Erfahrungen (siehe Berichte im Internet) die andere auf ihren Reisen durch Russland und der Ukraine machten hatten wir auf unsrer Reise nicht.
Bei Interesse für eventuelle Rückfragen.
0171 / 2129812 oder guido.bleek@web.de
Bilder und Berichte von den beiden Radfahrern unter: www.rulatrip.com